Tag 14: Ungarn!
(15.07.12)
Im Hotel schlagen wir uns uns zur Stärkung nochmal so richtg den Magen voll und dann geht es weiter, dem “Donauknie” entgegen. Einen Radweg können wir leider nicht ausfindig machen, dafür gibt es Unmengen dieser Schilder:

In Ungarn sind wir fast überall verboten, genauso wir Traktoren und Kutschen (Die es aber noch öfter trifft).
Mangels einer Alternative setzen wir uns darüber hinweg und nutzen in erster Linie mittelmäßig befahrene Landstraßen. Es regnet immer noch und unser Glückstag wird es wohl kaum noch: Als endlich die Sonne zu erahnen ist und wir uns einen Campingplatz für die Nacht angucken, ist der Aufbewahrungssack des Zeltes auf Marius Gepäckträger verdächtig leicht…
Unsere ungute Vermutung bestätigt sich: Das Innenzelt mit zwei von drei Stangen muss während der Fahrt wohl herausgerutscht sein… Und durch den Regen und die Hörbücher im Ohr hat keiner von uns was mitbekommen. Ein wenig frustriert, aber noch hoffungsvoll, unser Zelt doch noch wieder zu finden, machen wir uns auf den Rückweg und suchen dabei aufmerksam Straßen und Gräben ab. Doch selbst als wir nach 20 km unseren vorherigen Pausenplatz erreicht haben, ist uns noch nichts ins Auge gefallen. Hier war das Zelt definitiv noch vollständig und wir beschließen, wieder zum Campingplatz aufzubrechen und ein zweites Mal die Augen aufzusperren. Aber wieder nichts… Wir schlagen das zweite Zelt mit den letzten Sonnenstrahlen auf und quetschen uns für die Nacht hinein. Immerhin passen beide Matten nebeneinander…

Eine kleine Hundehütte, unser neues Zuhause.

Ende 14. 111km, ø18km/h, W: richtig schlecht, S: teilweise richtig gut,mit Hunor lässt vieles ertragen, Sch: 300g
Ort: Süttö, Campingplatz
Tag 15:
(16.07.12)
Campingplätze haben neben dem Komfort sanitärer Anlagen einen weiteren großen Vorteil: Mann trifft andere Urlauber und Reisende. So auch an diesem Morgen: Wir quatschen lange mit einem Motorbootkapitän, erfahren, dass sein recht kleines Boot unglaubliche 1,3 bis 2 Liter Benzin pro Kilometer vertligt und überlegen, uns von ihm bis nach Budapest mitnehmen zu lassen. Marius Sehne schmerzt wieder und eine Bootfahrt klingt nach einer angenehmen Erholungszeit nach dem gestrigen strapziösen Tag. Leider sind die Trikes dann doch etwas zu groß und wir bewegen uns Kraft unserer Beine vorwärts. Endlich verwöhnt uns die Sonne und die Strecke wird zunehmend schöner, führt an der Donau entlang, die hier sogar kleine Sand- und Kiesstrände enthüllt.
Beim Warten auf eine Donaufähre sammelt sich langsam eine bunte Mischung Donaureisender an. Eine junge Frau reist auf Inline-Skates von Wien nach Budapest, angesichts der vielen Landstraßen und ihres riesigen Rucksacks ein beachtliches Unterfangen. Außerdem quatschen wir noch mit anderen Radreisenden, unter anderem auch mit einem jungen Päarchen, dass wir in den nächsten Tagen immer wieder treffen werden.


Reisende auf der Donaufähre
Abends kochen wir uns mitten in einem Park ein leckeres Mahl und werden dabei neugierig beäugt. Nur wenige Ungarn sprechen Englisch oder eher noch Deutsch, sodass manche versuchen ihre Neugierde zu verstecken und mehrmals vorbeigehen, während andere mit einigen Gesten oder Mimik mit uns kommunizieren.

Unser Kochplatz…

Ende 15. 86km, ø17km/h, W: gut, S: mittel, Sch: 200g
Ort: Vac, Park
Tag 16:
(17.07.12)
Es sind nur noch wenige Kilometer bis nach Budapest, die letzten Meter ziehen sich aber trotzdem. Radfahren ist hier sehr abenteuerlich, es gibt nur ausgesprochen wenige Radwege und die Straßen sind stark befahren. Außerdem sind fast gar keine Bordsteine abgesenkt, sodass das Wechseln vom Bürgersteig auf die Straße oder andersherum immer sehr schwierig ist. gegen Mittag erreichen wir einen schönen Campingplatz und nutzen die gelegenheit zum Duschen und Waschen unserer Sachen.
Außerdem machen wir einen Fahrradhändler ausfindig, der Jans Dualdrive-Nabe gegen eine normale XT-Nabe tauscht. In den letzten Tagen machte diese immer wieder Probleme, da sich der Schaltstift mehrmals am Tag verbog. Die verbliebene 24-Gang -Kettenschaltung dürfte aber für die gesamte Tour ausreichen.

Abends sortieren wir ein wenig unsere Sachen und Lauschen der Livemusik auf dem Campingplatz.

Ende 16. 60km, ø16km/h, W: top, S: ok, Sch: 100g
Ort: Budapest, Campingplatz
Tag 17:
(18.07.12)
Für heute stehen einige Erledigungen an, aber wir wollen auch ein wenig die Stadt erkunden. Zuerst machen wir uns durch die Outdoorshops der Stadt auf die Suche nach einem neuen Zelt. Mit unseren gehobenen Ansprüchen stellt sich dies als sehr schwierig heraus und wir beschließen fürs Erste mit unserer kleinen Hütte vorlieb zu nehmen, alle Alternativen bieten bei erheblichem Mehrgewicht nur ein paarZentimeter mehr Platz.
Stattdessen schauen wir uns erstmal in derInnenstadt von Budapest um und beehren einen Bio-Friseur mit unserem Besuch.

Drei Räder wie wir, aber dazu noch einen E-Motor.



Vorher…beim Friseur…und Nachher…
Gegen Nachmittag muss dann Jans Rad zum Dokt, der hervorragend Deutsch spricht und mit ein paar Kniffen auch das Hinterrad löst, was zuerst ein wenig herumbockte.




Abends machen wir uns nochmal auf zum Donauufer, wor wir die beleuchteten Prachtbauten Budapests bestaunen. Bilder sagen mehr als Worte, eine tolle Atmosphäre und beindruckende Bauwerke!




Budapest abends/nachts…

Ende 17. 45km, ø14km/h, W: gut, S: mittel, Sch: 100g
Ort: Budapest, Campingplatz
Tag 18:
(19.07.12)
Und weiter geht’s mit der Fahrradreperatur: Diesmal geht es um die Elektronik von Jan‘s Rad. Schon seit einigen Tagen funktionieren sowohl das Licht als auch das Laden nicht mehr und eine genauere Untersuchung scheint uns angebracht. Hoffentlich ist es nur ein gelöster Kontakt… Aber so viel Glück ist uns nicht beschieden: Nach kurzer Zeit wird klar, dass es an dem Nabendynamo liegen muss. Wir fürchten schon das schlimmste, an das Innere trauen wir uns eigentlich nicht so wirklich heran, aber das Rad wird trotzdem gelöst. Und siehe da, es ist wirklich „nur“ ein gerissenes Kabel.
Und damit tauchen zwei neue Probleme auf: erstens: Wie bekommen wir die sehr kurzen Enden wider richtig verdrahtet und isoliert? Und zweitens: Warum ist das Kabel gerissen?
Dafür gibt es eine recht einfache Antwort: Von SON (dem Dynamohersteller) ist ein Verdrehschutz der Achse vorgesehen, der aber mit dem Adapter von Q-Cycles nicht kompatibel ist. Folglich dreht sich also die Achse, das Kabel wird aufgewickelt und reißt schließlich.




Ein guter Einfall für eine neue Verdrehsicherung muss her…Wir melden uns erst mal bei Burkhard und kümmern uns um ein anderes Problem: Unser Gepäck ist zu schwer! An der Donau mag es noch gehen, aber mit den Steigungen kommen die Schwierigkeiten. Deshalb misten wir aus. Schnell kommt einiges zusammen und wir beginnen die Suche nach einem Paketshop. Gar nicht so einfach… Bei der Post zahlen wir fast 40 Euro für das Paket und beschließen, für das nächste nach einem GLS- oder DHL-Shop zu suchen

Ganz schön groß und etwa 10 kg!
Aber auch für unser Vergnügen muss noch Zeit bleiben und wir besichtigen gegen Abend bei 37 Grad (um 18.30 Uhr!) die Burg von Budapest und erklimmen einen kleinen Aussichtsberg.





Ende 18. 20km, 15økm/h, W: abends Gewitter!, S: gut, Sch: 200g
Ort: Budapest, Campingplatz
Tag 19:
(20.07.12)
Eigentlich soll es heute weiter gehen. Marius Sehne hat sich seit unserer Ankunft in Budapest nicht gemeldet und wir haben langsam genug von der zwar schönen, aber lauten und dreckigen Stadt. Morgens erinnert uns eine Mail mit Reperaturvorschlag von Burkhard an eine weitere Aufgabe, die vor uns liegt. Außerdem ist da noch ein nicht abgeschicktes zweites Paket der vierte Tag auf dem Platz ist frei… Schnell ist die Entscheidung für einen weiteren Tag gefallen. Ein wenig entnervt wandern wir durch die Häuserschluchten, auf der Jagd nach einem GLS- Shop. Marius erlegt fünf Auslieferfahrzeuge, doch die Besatzung hütet tapfer ihr Geheimnis: Mal gibt es gar keine Paketshop in der Stadt, mal direkt hinter der zweiten Ecke, oder der Fahrer zuckt nur mit den Achseln. Der größte Erfolg ist schließlich die telefonische Weiterverbindung zu einem der englischen Sprache gebrochen mächtigen Kollegen, dessen Auskunft uns aber auch nur erfolglos weiter pirschen lässt. Wir geben auf und nutzen wieder die gleiche Post wie für das erste Paket. Diese kleine Anekdote ist ein gutes Beispiel für eine unserer kleineren oder größeren Schwierigkeiten: Wir brauchen einfach ewig für die eigentlich so alltäglichen Dinge, manchmal ein nettes Abenteurer, aber ihr könnt euch sicher denken, dass die Suche nach einem Paketshop nach spätestens einer Stunde sehr ermüdend wird…


Bei einem weiteren Telefongespräche mit Burkhard wird klar, dass die Reparatur des Dynamos keine Sache von ein paar Minuten wird. Wir brauchen eine gut ausgestattete Werkstatt und einiges an handwerklichem Geschick. Wir beschließen also, diese um einige Tage zu verschieben. Ohne Strom ist zwar unangenehm, aber wir wollen endlich wieder fahren und nicht noch weiter in Budapest verweilen müssen.
Abends gehen wir mit Rini und Jan, dem Pärchen von der Fähre am Donauknie, ein Bier trinken. Es ist schön, mal wieder ein längeres Gespräch auf Deutsch führen zu können und wir verstehen uns gut mit den beiden Kölnern, die wir zufällig auf dem Campingplatz wieder getroffen haben.


Ende 19. 15km, 15økm/h, W: gut, S: mittel, Sch: 100g
Ort: Budapest, Campingplatz
Tag 20:
(21.07.12)
On the road again! Endlich rollen wir wieder an der Donau entlang Richtung Süden. Aber so richtig in Fahrt kommen wir leider nicht. Zuerst lockert sich Jan‘s Tretlager, aber wir können es recht einfach und schnell wieder festziehen. Dann kommt es zu unserer ersten richtigen Panne: Marius ist für einen Moment unaufmerksam und fährt recht schnell über einen Stummel eines ehemaligen Metallpfostens. Und pfffffff… Nach wenigen Sekunden ist die Luft ganz raus. Dank der Ersatzreifen sind wir aber nach 3Minuten wieder startklar und es geht weiter.


Zuerst rollen wir eine Landstraße entlang, dann kommen wir auf den eigentlichen Donauradweg. Dieser entpuppt sich allerdings als weniger erfreuliche Angelegenheit. Auf dem Damm über Stock und Stein, nicht mal Schotter sondern stoppelige Wiese. Na Klasse, aber was soll’s?! Nach 15 km, für die wir 1,5 Stunden brauchen, haben wir genug und suchen nach einer Alternative. Da kommt uns ein von LKWs festgefahrener Schotterweg gerade recht und wir biegen kurzerhand die Böschung hinab.




Der Schotter hat aber auch seine Tücken, erst geht es gut voran, dann vordern uns riesige Schlaglöcher und schließlich kommt unser wirkliches Pech: Sand! Fluchend steigen wir ab und schieben die Rädern ächzend auf das anschließende kleine Schotterstückchen.
Auf dem Schotter haben sich die Räder als durchaus geländegängig erwiesen, angesichts des Sandes mussten sie kapitulieren wie jedes normale Rad auch. Aber auf typischen Wegen mit einer Grasnarbe in der Mitte haben sie ein gravierenden Nachteil: Es sind immer mindestens zwei Räder im Grünen und die schöne ausgefahrene Spur kann nicht genutzt werden.
Also wenden wir uns vom Donauradweg ab und „gleiten“ (so fühlt es sich im Kontrast zumindest an) eine Landstraße entlang, bis wir abends als einzige Gäste auf einem Campingplatz übernachten. Der Ältere Besitzer kennt sogar Arminia Bielefeld, so klein ist die Welt!

Es regnet schon wieder, wir sind mit Bierbänken ins Klo gezogen. Da wir die einzigen Gäste sind, ist es sehr sauber und es kann auch Keinen stören…
Zum Schluss des Tages noch eine kleine Hiobsbotschaft: Marius Perso ist weg! Nach einer kürzeren Suche (viel haben wir ja nicht dabei) und einem Telefonat ist klar: Der Campingplatz in Budapest hat einen zu viel…

Ende 20. 115km, ø18km/h, W: abends Dreck!, S:ganz gut , Sch: 400g
Ort: Dunaföldvar, Campingplatz
Tag 21:
(22.07.12)



Morgens geht es durch Nebel und Regen auf zurück nach Budapest. Schlussendlich fährt uns der Bus insgesamt drei Stunden lang in die Hauptstadt Ungarns und wieder zurück. Wir haben den Pass wieder und brechen am späten Nachmittag doch nochmal auf, der verlassene Campingplatz war etwas trostlos und ein paar Kilometer sind noch zu schaffen.

Manchmal ist das rangieren gar nicht so einfach, aber irgendwie geht’s immer!
30 km weiter ist unsere Fahrt durch eine verpasste letzte Fähre zu Ende und wir übernachten auf einem Hafengelände für kleine private Nussschalen. Eine kleine Familie mit ihren Kindern und deren Begeisterung für zappelnde Fische unterhält uns am Abend. Zwar versteht man kein Wort, eine Geste und Lachen aber schon!

Ende 21. 31,5km, ø19,7km/h, W: ok, S: ok, Sch: 200g
Ort: Paks, Wild am Ufer
Tag 22:
(23.07.12)
Wieder ein weiteres Mal die Donau. Beim Warten auf die nächste Fährfahrt frühstücken wir und Marius philosophiert, wie es wohl wäre, als Fährschiffer zu arbeiten. Drei Männer, augenscheinlich die Besatzung, sitzen nur wenige Meter entfernt und unterhalten sich angeregt bei Kaffee und Zigaretten. Auch ein Leben, langsam mit Freunden über die Donau zu tuckern: Hin und her, hin und her…




Wir versuchen, sie zu vermeiden, aber trotzdem fahren wir hier den schlechten Dammweg…
Ein netter Ungar erlaubt uns, vor seinem Grundstück zu zelten und wir unterhalten uns mit dem erstaunlich gut Deutsch sprechenden Mann. Überhaupt ist Deutsch hier verbreiteter als englisch, was wohl an den vielen Auswanderern früherer Jahrhunderte, den sogenannten „Donauschwaben“ und der Regierung durch Österreich-Ungarn liegen muss.

Wir werden von Mücken aufgefressen und machen so das erste Mützenbild im Zelt, unserer riesigen Trutzburg.
Ende 22. 90km, ø16,5km/h, W: top! , S: top!, Sch: 300g
Ort: 10km vor Mohacs, Wild am Ufer
Tag 23: Serbien…
(24.07.12)
Heute brechen wir nach Serbien auf. Wir sind ein wenig gespannt auf dieses Land, zum ersten Mal verlassen wir die EU und während unserer gesamten Reise wurden wir vor den „bösen Serben“ gewarnt… Mal sehen, ob es dazu einen Grund gab.
Über wenig befahrene Landstraßen geht weiter in Richtung Grenze. Manchmal fahren wir viele Kilometer und werden fast nur von Traktoren überholt. Auch ansonsten ist der Verkehr sehr zivilisiert. Wir kommen in keine einzige brenzlige Situation, nur die regelmäßigen Kreuze am Fahrbahnrand erzeugen ein mulmiges Gefühl…Es scheint hier auch keinen TÜV oder ähnliches zu geben und manche Autos hätten eine Generalüberholung bitter nötig.






Hinter der Grenze und aufgrund mangelnder Dinar völlig aufgelöst greifen wir verzweifelt zu dem was und bleibt… HONIG!!!
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